Strategien

Ist Rumänien ein Offshore-Land?

Ist Rumänien ein Offshore-Land?

Unter den Anbietern von Offshore-Firmengründungen gibt es mittlerweile auch solche, die Rumänien in die Liste der verfügbaren Länder aufgenommen haben. Das mag zunächst überraschend wirken. Wenn man jedoch die betreffende Website aufmerksam durchliest, lässt sich feststellen: Auch wenn Rumänien kein „Bananenstaat“ im negativen Sinne eines Steuerparadieses ist, gibt es durchaus Argumente dafür, das Land der Karpaten in diese Kategorie einzuordnen.

Wenn wir nicht im großen Stil, sondern „im Kleinen“ denken, fällt auf, dass das rumänische Mikrounternehmensmodell tatsächlich gewisse Offshore-Vorteile bietet – ohne dass das OECD Rumänien in ein schlechtes Licht rücken oder gar auf eine schwarze Liste setzen müsste.

Mikrounternehmen in Rumänien zahlen nur 1 bis maximal 3 % Körperschaftsteuer – ein Satz, der sich mit klassischen Offshore-Standorten durchaus messen kann. Selbst wenn man zusätzlich die Quellensteuer auf Dividenden in Höhe von 10 % berücksichtigt, liegt die Gesamtsteuerlast bei maximal 13 %. Vorausgesetzt natürlich, man verfügt über eine EU-Umsatzsteuernummer und fakturiert umsatzsteuerfrei innerhalb der Europäischen Union.

Diese Steuerbelastung von 11–13 % steht somit in direkter Konkurrenz zu europäischen Offshore-Standorten wie Zypern oder Liechtenstein. In diesen Ländern liegt die Körperschaftsteuer bei 12,5 %, bei bestimmten Finanzdienstleistungen sogar darunter. Wenn man jedoch den regulären Satz von 12,5 % zugrunde legt, ist Rumänien inklusive Dividendensteuer kaum höher besteuert. Auch Ungarn bietet mit einem Körperschaftsteuersatz von nur 9 % eine ernstzunehmende Alternative zu klassischen Offshore-Ländern.

Die Dividendensteuer in Rumänien lässt sich nicht direkt mit der Quellensteuer in Steuerparadiesen vergleichen, da es dort üblich ist, bei ausländischen Eigentümern und Auslandsgewinnen keine solche Steuer zu erheben.

Trotzdem ist Rumänien – auch unter Einbeziehung der Dividendensteuer – ein äußerst wettbewerbsfähiger Kandidat im globalen Vergleich der Steuerstandorte. Selbst Dubai, einst ein Vorzeigemodell für steuerfreie Unternehmensgewinne, erhebt inzwischen 9 % Körperschaftsteuer. Hinzu kommt, dass die jährlichen Kosten für den Unterhalt eines Unternehmens in einer „Free Zone“ in Dubai sehr hoch sind – sodass sich die minimale Steuerersparnis oft kaum lohnt.

Wer auf Reputation Wert legt und keine Aufmerksamkeit von Steuerbehörden durch eine klassische Offshore-Struktur riskieren möchte, sollte daher eher über die Gründung einer rumänischen Firma nachdenken. Rumänien steht nicht auf Offshore-Listen, und Unternehmer werden sich nicht mit Problemen herumschlagen müssen, weil sie Ausgaben über fragwürdige Offshore-Konten rechtfertigen wollen.

Fazit:

Rumänien ist KEIN Offshore-Imperium – diese Einstufung steht nicht einmal im Raum. Was hier geboten wird, ist vielmehr ein freundliches steuerliches Entgegenkommen des rumänischen Staates gegenüber Kleinstunternehmern.

Dass das Land am Schwarzen Meer gelegentlich als „offshore“ bezeichnet wird, liegt schlicht daran, dass Mikrounternehmen in Rumänien tatsächlich extrem geringe Steuern zahlen.